Montag, 26. September 2016

Vierter Tag Yad Vashem

Am Vormittag besuchen wir das Museum der Erinnerungsstätte Yad Vashem.
Die Bilder und Medien zur Geschichte des Holocaust sind für mich dann ergreifend, wenn Sie zum Beispiel das Leben im Ghetto zum Thema haben. Da ist eine junge Frau, Yehudit Aufrichtig, die in ihren Aufzeichnungen darüber berichtet, dass sie gemeinsam mit Freundinnen versucht, über den Hunger hinweg zu helfen, indem sie sich ihre Lieblingsrezepte in allen Einzelheiten schildern. Als diese junge Frau einmal krank wird und die Freundinnen ihr ihre Essensration, ein Stück Brot, bringen, so legen sie ein Blatt Papier mit ihrem heutigen Menüvorschlag dazu. Im letzten Satz schreiben sie, dass sie sich so satt gegessen hätten, dass nur noch dieses eine Stück Brot übrig geblieben sei.
Mit dieser Art Humor versuchen sich Menschen über Wasser zu halten, zu überleben und sich ihre Würde zu erhalten.
Nach der Rückkehr gehe ich durch einige Stadtviertel in Richtung Altstadt. Ich begegne vielen Schulklassen und vielen Soldaten. Ein arabisches Hochzeitspaar lässt in einem jüdischen Wohnviertel Hochzeitsfotos machen. Das Hochzeitsauto steht inmitten der Gruppe von Soldaten. Welch ein Kontrast! 
Am Zionsberg wieder eine Klasse. Der Klassenlehrer, ein etwa 60 jähriger Mann mit langem weißen Bart und Megafon führt die Gruppe an, die auf dem Weg zur Klagemauer ist. Der Ausflug mit der Klasse, wohl einer Grundschulklasse, ist ein Höhepunkt des Schuljahres. Fotos werden gemacht.
Zwei arabische Jugendliche zeigen mir den Weg. Der Jüngere, etwa 10 Jahre alt, will wie selbstverständlich Geld für den Tipp haben. Als ich ihm etwas geben möchte, nimmt er sich selbst 10 Schekel aus meiner Hand, der größere, wohl sein Bruder, begründet dies damit, dass er sich mal etwas zu trinken kaufen müsse, und die beiden machen sich auf Inlinern davon.
Am Abend dann eine Diskussionsrunde mit dem Journalisten Uri Schneider. Er lässt uns an seinen durchaus kritischen Blick auf die israelische Gesellschaft teilhaben. Seine These ist, die Erinnerungspolitik Israels sei aus den Fugen geraten. Die Diskussion endet mit einem Blick auf die Tagespolitik, schließlich hat der israelische Ministerpräsident Netanyahu gerade gestern in New York beide Präsidentschaftskandidaten der USA getroffen...
Delegation niedersächsischer Lehrkräfte und Politiker mit Kultusministerin Frauke Heiligenstadt vor dem Eingang zum Holocaust-Museum in Yad Vashem
Tuch von Yehudit Aufrichtig mit gestickten Worten, in der Mitte ist der Name des KZ Ravensbrück zu lesen, in der Yehudit Aufrichtig interniert war. Der Stoffrest stammt von einer Fahne der NSDAP.
http://www.yadvashem.org/yv/de/exhibitions/traveling_exhibitions/spots_of_light/panel_2.asp
Abendliche Szene am Bloomfield Park (zur Erinnerung an die erste jüdische Siedlung außerhalb der Altstadt, gegründet Mitte des 19. Jahrhunderts)
Kinder und Erwachsene auf dem Zionsberg
Ministerpräsident Netanjahu zu Gast bei Donald Trump und Hillary Clinton, Ausschnitt einer Tageszeitung vom 26. September 2016

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